1697 – die Plakette mit der Jahreszahl scheint das einzig verbliebene Stück, das an den Ursprung des Wulkower Schlosses erinnert. Doch das Symbol täuscht sein Alter nur vor. Erst Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts hat Richard Schulz die Marke anfertigen lassen, um auf die Ursprünge des Schlosses von Joachim Erdmann von Burgsdorff hinzuweisen.
Von Schloss konnte damals – zumindest nach heutiger Vorstellung – überhaupt nicht die Rede sein. Das Gutshaus war wesentlich kleiner als die spätere Schlossvilla, mit der Schulz-Wulkow 1898 bis 1902 den Altbau überformte. Das Burgsdorffsche Haus hatte einen rechteckigen Grundriss, war vollständig unterkellert und nur eingeschossig. Eingangshalle und Gartensaal sowie ein paar angrenzende Wohnräume hatte es damals schon gegeben.
Erst die Umbauten von Richard Schulz sorgten dafür, dass Anfang des vergangenen Jahrhunderts aus dem barocken Gutshaus ein schlossartiges Anwesen wurde. Sowohl nach Norden als auch nach Süden hin erweiterte der Gutsbesitzer den Vorgängerbau um insgesamt mehr als ein Drittel und stockte das Dachgeschoss auf. Buchstäblich herausragend ist der Turm – der mehr war als nur Zierrat: Er diente dem Dorf als Wasserturm und nahm auch einen Ausgleichsbehälter für die Zentralheizung auf.
Was geschah mit dem Turm?
Imposant erscheinen auch die im Stil der Neorenaissance gefertigten Seitengiebel, die der Villa – zusammen mit dem Turm – erst jene schlossartige Silhouette verliehen haben. Dazu kommen die beiden Balkons und die Gartenveranda. Darüber, was mit dem Schloss – speziell mit dem Turm – 1945 wirklich geschah, gibt es eine Vielfalt von Meinungen. Richard Schulz‘ Enkel Woldemar Schulz-Wulkow war nach seinen Recherchen überzeugt, dass der trotz einiger Einschüsse intakt war. Um Baumaterial für die sogenannten Neusiedler zu erhalten, seien Turm und Südflügel abgetragen worden. Andere Wulkower wie Günther Schumann und Günther Giese hingegen hätten erfahren, dass der Turm noch von abziehenden Wehrmachtsangehörigen gesprengt wurde, um der sowjetischen Artillerie einen Richtpunkt zu nehmen. Daran, dass die Steine dann für den Bau der Neubauernhäuser verwendet wurden, dürfte es allerdings keine Zweifel geben. Diese Praxis war üblich und wurde 1947 durch den Befehl 209 der Sowjetischen Militäradministration gestützt.
Nach 1945 zogen zahlreiche Flüchtlingsfamilien in das Schloss ein. Die Gutsbesitzerfamilie wurde durch die neue Staatsmacht enteignet. Einen großen Teil der Räume nutzte die LPG für ihre Verwaltung – bis die Wulkower ab 1974 dem Betrieb in Alt Zeschdorf angegliedert wurden. Danach beschleunigte sich der Verfall. 1987 war auch die letzte Familie ausgezogen, Gelder für die Werterhaltung wurden trotz hartnäckigen Drängens der damaligen Bürgermeisterin nicht bewilligt.
Leider brachte auch die Wende in dieser Hinsicht keine Umkehr. Dem Nachfahren des letzten Rittergutsbesitzers, Schulz-Wulkow, gelang es nicht, sein Elternhaus von der damals zuständigen Treuhandliegenschaftsgesellschaft zu kaufen. Nach mehreren Eigentümerwechseln schreitet der Verfall des Gebäudes voran.