Wo könnte man, nicht weit von Frankfurt, noch ein schönes Wochenendgrundstück finden? Mit dieser Frage begaben sich Mitte der 1980er Jahre zwei Familien aus der Oderstadt nach Wulkow. Am Südende des Parks wurden sie fündig: Was sie entdeckten, war eine Ruine, von der noch die Front und die Seitenwände standen, mit einer schönen symmetrischen Form.
Palmen und Bananen
Es handelte sich um das Treibhaus bzw. die Orangerie der früheren Schlossgärtnerei, zu dem ein Weingewächshaus, eine Orangerie und das Haus des Gärtners gehörten. „Gleichzeitig lässt Herr Dr. Schulz im Süden des Parkes das Traubenhaus erbauen, und 1913 wird das alte Treibhaus am Parkeingang abgerissen, um durch einen modernen Neubau neben dem Weinhause ersetzt zu werden“, heißt es in der Chronik von 1916. Unter anderem diente das Treibhaus dazu, exotische Kübelpflanzen unterzubringen. Richard Schulz-Wulkow hatte vor der Gartenterrasse des Schlosses Bananenstauden und Palmen stellen lassen. Diese wurden im Winter in das Treibhaus gebracht.
Nach der Enteignung Schulz-Wulkows und der Bodenreform 1945/46 wurde das Anwesen noch eine Weile als Gärtnerei weiter betrieben. Nach der LPG-Gründung allerdings verfiel es ungenutzt.
Verwunschene Schönheit
Als die beiden Familien Maeding und Vandam das Gelände als potenziellen Wochenendhaus-Standort erkundeten, wurde ihnen sofort die verwunschene Schönheit des Ortes bewusst. 1988 erhielten sie von der Gemeinde die Erlaubnis, das Grundstück zu pachten und sich die Ruine auszubauen. Bedingung war, die Kubatur, also die äußere Form der alten Schlossgärtnerei, zu erhalten. Die Gemeinde war froh, Nutzer zu haben, die in dem verkommenen Winkel aufräumten. 1989 waren diese Arbeiten abgeschlossen.
Kurz nach der Wende konnten die beiden Familien ihre Pachtgrundstücke und damit ihre Haushälften kaufen und den Bau erweitern. Durch einen geräumigen Anbau an der Südseite wurde aus der Doppeldatsche ein Zweifamilienhaus. 1994 war der Bau abgeschlossen. Aus den Wochenend-Wulkowern wurden Dauerbewohner.
2005 war auch das nebenan gelegene alte Gärtner-Häuschen an eine Frankfurter Familie verkauft. Der dort entstandene Neubau erinnert auf den ersten Blick nicht mehr an den kleinen Vorgängerbau. Und dennoch ist er gewissermaßen in dem neuen Haus aufgegangen. Die neuen Eigentümer haben den Eingang des Gärtnerhauses wie einen Abdruck aus der Vergangenheit in ihre südliche Fassade eingebaut und sichtbar gelassen.