„Die Krone aber setzte Herr Dr. R. Schulz auf alle seine sozialen Bemühungen, die er sich in Wulkow gemacht hatte, dadurch, dass er in zehnjährigen Verhandlungen die Genehmigung zum Bau einer Gutsschule Wulkow erreichte und diese dann 1911 erbaute, um sie im Herbste desselben Jahres ihrer Bestimmung zu übergeben.“
„Fürchtet Gott, ehret den König!“
So heißt es in einer alten Gutshof-Chronik von 1916. Am Sonntag, dem 22. Oktober, wurde das Haus mit einigem Pomp eröffnet – für die Frankfurter Oderzeitung ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges. Das Blatt berichtete penibel von der Anwesenheit zahlreicher Honoratioren, darunter der Superintendent, ein Regierungs- und Schulrat sowie der Frankfurter Oberbürgermeister Richter. Gutsvorsteher Richard Schulz nahm nach einem festlichen Choral die Schlüssel vom Trepliner Bauunternehmer Wollank entgegen „und übergab sie dem Lehrer mit dem Bibelwort: ‚Fürchtet Gott, ehret den König, habt die Brüder lieb‘. Er schloss mit einem Kaiserhoch, in das die Versammlung kräftig einstimmte.“ Nach Weiherede und Weihegebet, folgten dann noch ein paar Reden, in denen vor allem zu Frömmigkeit und Patriotismus gemahnt wurde. Schulz überreichte den Schulkindern schließlich eine Schulfahne. „Mit wehender Fahne unter den Klängen patriotischer Lieder“ marschierten die Kinder zum Gasthof, wo sie festlich bewirtet wurden. Auch die anderen Festgäste beendeten den Tag nach einem Schulrundgang schließlich im Gasthof.
Das damals eröffnete Haus war zwar das erste und letzte Schulgebäude von Wulkow. Schulbildung gab es für die Kinder des Gutes zuvor dennoch. Um 1825 ließ der damalige Gutsbesitzer Hoffmann eine Schule in Wüste Kunersdorf einrichten, in der die dortigen Kinder und die aus Wulkow und Wilhelmshof unterrichtet wurden. Mit diesen weiten Wegen war es dann mit dem neuen Schulbau vorbei.
Dessen einziger Klassenraum befand sich auf der Westseite hinter den vier großen Fenstern. Der bereits verstorbene Günther Giese, Jahrgang 1929, erinnerte sich Anfang der 2000er Jahre noch gut an seine Schulzeit vor dem Krieg. Vor allem an den gefürchteten Lehrer Hans Wurl. Der frühere Offizier soll streng auf Disziplin geachtet haben. Wer nicht parierte, erzählte Günther Giese, musste in den Garten gehen und sich einen Haselnuss-Zweig schneiden. „Damit gab‘s dann was auf die Finger“.
Das Universal-Programm hieß Völkerball
Bis zu 41 Schüler wurden in dem 1911 eingeweihten Gebäude gleichzeitig unterrichtet. Das jahrgangsweise Lernen funktionierte oftmals nur durch Stillbeschäftigung. Die älteren Schüler beaufsichtigten die kleineren, der Lehrer die Großen. Ein regulärer Sportunterricht fand in der Vorkriegszeit nicht statt. Das Universal-Programm hieß Völkerball.
Ab 1953 wird Wulkow zur „Teiloberschule“ der Schule in Booßen – die älteren Jahrgänge werden ab dieser Zeit in Booßen weiterunterrichtet. 1972 wird die Schule geschlossen. Das Klassenzimmer wird für Arztsprechstunden genutzt. 1988 wird das Haus von Familie Baranek saniert und umgebaut, nicht nur als Wohnung, sondern auch als Firmensitz für Bernd Baraneks Meisterbetrieb des Maurerhandwerks. Ab 1992 werden Teile des Hauses als Ferienpension genutzt.
Noch heute erinnern die Jahreszahl 1911 und die Initialen R.S. für Richard Schulz am Giebel an die Gründung der Wulkower Schule.